Am 6. Dezember diskutierten rund 40 Engagierte aus Selbsthilfe- und Patientenorganisationen in NRW die Bedeutung von investorengetragenen Medizinischen Versorgungszentren (iMVZ) für die Versorgung. Rainer Bobsin, der seit fast zwanzig Jahren das Marktgeschehen um den Kauf und Verkauf von Krankenhäusern und Arztpraxen beobachtet, gab als Referent einen Einblick in das komplexe Thema. Seit einigen Monaten gibt es in der Politik Bestrebungen, sogenannte Private-Equity-Modelle aus der Versorgung zu verbannen. Hierbei handelt es sich um eine Finanzanlage, bei der durch den Kauf und späteren Verkauf von MVZ Gewinne erzielt werden. Die Beschränkung der derzeit diskutierten politischen Vorhaben auf entsprechende Investor*innen ist laut Rainer Bobsin verfassungsrechtlich jedoch nur schwer umzusetzen. Problematisch sei zudem, dass seitens verschiedener Lobbyorganisationen lediglich Private-Equity-Fondsgesellschaften als profitorientiert kritisiert würden. In unserem Gesundheitssystem könne jedoch jeder Leistungserbringer profitorientiert arbeiten, dies beschränke sich nicht auf einzelne Investorenmodelle. Gemeinwohlorientierung sei im gegenwärtigen Gesundheitswesen möglich, sofern dies von den Versorgenden gewollt sei und freiwillig praktiziert werde.
Ein Akteur, der die Gemeinwohlorientierung stärker in den Blick nehmen möchte, ist das Poliklinik Syndikat, das von Gregor Bornes vorgestellt wurde. Das Poliklinik Syndikat ist ein Zusammenschluss verschiedener Akteure, die sich für gemeinwohlorientierte Stadtteilgesundheitszentren einsetzen. In den Stadtteilzentren sollen verschiedene medizinische sowie soziale Beratungs- und Versorgungsangebote integriert werden.
Die Teilnehmenden reflektierten abschließend gemeinsam, wie gemeinwohlorientierte Versorgungsmodelle mit Unterstützung der Patientenvertretung etabliert werden können. Laut Teilnehmenden müsse sich die Patientenvertretung stärker organisieren und in mehr Gremien Präsenz zeigen, um die Gemeinwohlorientierung in politischen Diskussionen einzubringen. Auch sollte bei der Gründung kommunaler MVZ die Patientenvertretung anbieten mit der Politik zu kooperieren, um bei der Gründung gemeinwohlorientierte Standards zu etablieren. Zunächst benötigen Patient*innen und ihre Vertretungen jedoch mehr Transparenz bezüglich der Eigentümerverhältnisse von MVZ, um wissenschaftlich zu evaluieren, ob es eigentümerbedingte Unterschiede in den Versorgungsangeboten gibt.