iMVZ als Wurzel allen Übels? Optionen für mehr Gemeinwohlorientierung im Gesundheitswesen
Sogenannte investorengetragene Medizinische Versorgungszentren (iMVZ) etablieren sich zunehmend als Versorgungsstruktur. So konnte eine Vollerhebung in Bayern im Jahr 2020 belegen, dass bereits rund 10 Prozent der bayerischen MVZ von Finanzinvestor*innen verantwortet werden, Tendenz steigend. Hinter den iMVZ steht das sogenannte Private Equity-Modell: Eine Finanzanlage, bei der durch den Kauf und späteren Verkauf eines Unternehmens Gewinne erzielt werden. Von vielen Seiten wird nun befürchtet, dass Kräfte an Einfluss auf die Versorgungslandschaft gewinnen, die nicht an die jeweilige Versorgungsregion gebunden sind. Somit könnten Gelder der Versicherten in globale Fondsgesellschaften abfließen. Auch ist zu hören, dass durch das Private Equity-Modell der ökonomische Druck auf die Versorgungseinrichtungen steige und dadurch die Versorgung der Patient*innen zunehmend nach ökonomischen Kriterien erfolge.
Im vergangenen Jahr wurde seitens des Koordinierungsausschusses NRW und der Projektstelle Patientenbeteiligung NRW zur Fortbildung „Medizinische Versorgungszentren: Innovativer Trend oder business as usual?“ eingeladen, auf der Grundlagen zu MVZ und Private-Equity-Modellen vermittelt wurden. An diese Veranstaltung soll in diesem Jahr die digitale Fortbildung „iMVZ als Wurzel allen Übels? Optionen für mehr Gemeinwohlorientierung im Gesundheitswesen“ andocken. Rainer Bobsin, der seit fast zwanzig Jahren das Marktgeschehen um den Kauf und Verkauf von Krankenhäusern und Arztpraxen beobachtet, gibt zunächst einen Überblick über die aktuelle Gesetzgebung zur Eindämmung des Einflusses von iMVZ und skizziert, weshalb iMVZ nicht als das eigentliche Problem in der Debatte um eine bessere Versorgungslandschaft betrachtet werden sollten. Anschließend wird die Fortbildung Praxisbeispiele aufgreifen, die gemeinwohlorientierte Alternativen zu den derzeitigen Versorgungsstrukturen erproben. Hierfür stellt Gregor Bornes, Patientenvertreter und -berater, den Verein SoliMed Köln und das Polyklinik Syndikat vor, die gemeinwohlorientierte Gesundheitsversorgung mit Gesundheitsförderung und kommunaler Politik verknüpfen. Anschließend gibt es genügend Zeit für Austausch und Diskussion.
Sie können sich weiter unten für die digitale Veranstaltung anmelden.
Die kostenfreie Veranstaltung richtet sich an Engagierte und Mitarbeitende aus Selbsthilfe- und Patientenorganisationen in Nordrhein-Westfalen.